COVID19: Appel europäischer Kulturorganisationen an die Regierungen

Europäische Kulturorganisationen haben in Stellungnahmen erforderliche Einschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung von Ansteckung durch das Coronavirus unterstützt.

Gleichzeitig unterstützen sie den Aufruf von PEARLE* und anderen NGOs an die Regierungen, Notmaßnahmen für den Kultursektor zur Kompensierung der Folgen zu treffen. Kulturschaffende arbeiten häufig bereits unter prekären Bedingungen und sind nun von einem existenzbedrohenden Einkommensverlust bedroht.

ietm sagt Frühjahrstreffen in Tromsoe ab

Das größte europäische Netzwerk für Darstellende Künste ietm sagt sein Frühjahrstreffen im norwegischen Tromsoe ab. Es war für den 30. April bis 3. Mai geplant.

Präsidentin Asa Richardsdottir schrieb in einer persönlichen Mitteilung, dass an alternativen digitalen Formaten und Treffen mit kleineren Gruppen gearbeitet wird, um die Arbeit der Organisation unter den Herausforderungen der Pandemie  weiterzuführen.

EU-Förderung für gemeinnützige Kulturprojekte und Netzwerke in Gefahr

 Culture Action Europe fordert die nachhaltige Sicherung der Arbeit des Non-Profit Sektors in der Kultur. In der Erklärung vom 15. November heißt es, dass die Anwendung der neu entwickelten Regeln für die Finanzbewertung in den Förderprogrammen der EU „aktiv verhindert, dass Organisationen im Kultur- und Kreativsektor Zugang zu EU-Mitteln erhalten – insbesondere in bestimmten EU-Ländern, in denen nationale Vorschriften es gemeinnützigen Organisationen nicht erlauben, finanzielle Rücklagen Reserven zu halten, die von der EU als finanziell „stark“ eingestuft werden.“ Ein beträchtlicher Teil der Kooperationsprojekte und europäischen Netzwerke gefährdet sei damit gefährdet.

Nach der Einführung einer neuen Bewertungsmatrix für die Finanzkraft von Kulturorganisationen im Jahr 2018 wurden in diesem Jahr 27 Organisationen, die für kleine und große Kooperationsprojekte des Programms Creative Europe ausgewählt wurden, als „finanziell schwach“ eingestuft und informiert, dass sie für ihre Projekte keine Vorauszahlung erhalten würden, es sei denn, sie könnten eine Bank- oder Drittmittelgarantie vorlegen.

Der europäische Kultursektor besteht in erster Linie aus gemeinnützigen kleinen und mittleren Unternehmen und leistet einen starken Beitrag zu jeder Priorität der EU-Agenda 2019-2024. Gemeinnützige Kulturorganisationen nehmen eine Schlüsselposition ein bei der nachhaltige Entwicklung einer diversen und inklusiven Europäischen Gesellschaft.

CAE fordert die Einsetzung einer Klausel gemäß  der Verordnung Nr. 1288/2013 zur Einführung von Erasmus+, Artikel 19.3  in alle künftigen Programme im Bereich Kultur, Bildung, Innovation, Jugend und Sport: „Neben öffentlichen Einrichtungen und Hochschuleinrichtungen gelten Organisationen in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport, die in den letzten zwei Jahren mehr als 50 % ihrer jährlichen Einnahmen aus öffentlichen Quellen erhalten haben, als Organisationen, die über die erforderlichen finanziellen, beruflichen und administrativen Kapazitäten verfügen, um Tätigkeiten im Rahmen des Programms durchzuführen“.

Die Bewertung der Finanzkraft für antragstellende Organisationen muss dahingehend überarbeitet werden, dass die EU-Förderprogramme allen Kulturakteuren in Europa zugänglich bleiben.

Zum CAE Statement

Culture at EU-Commission

Anfang Dezember sollen die Mitglieder der neue Europäischen Kommission bestätigt werden und ihre Arbeit aufnehmen.  Kultur als Begriff ist aus den neu zugeschnittenen Ressorts verschwunden, was für zahlreiche Proteste gesorgt hat. Der Europäische Musikrat verweist nun in einer Pressemeldung auf die Intervention Italiens zur Aufnahme des Begriffs Kultur in die Ressortbezeichnung der zuständigen Kommissarin für Innovation und Jugend Mariya Gabriel.

Auf dem Treffen des Rates für Bildung, Jugend Kultur und Sport am 21 und 22. November steht dieses Thema auf der Tagesordnung.

EMC Press release

„Audiences“ IETM Plenary Meeting 2019 Rijeka

Vom 24. bis 27. Oktober findet in Rijeka/Kroatien das IETM-Herbsttreffen statt. Ausgehend vom Thema Publikum will ietm das Verständnis von audience development jenseits des Wirtschaftsvokabulars entwickeln und fragt nach dem Verhältnis von Soziokultur zu partizipatorischen Kunstprojekten, den Definitionen von „Hochkultur“ und „Basiskultur“. Die Eröffnungsrede sowie verschiedene Gesprächsrunden können per livestream verfolgt werden.

IETM Rijeka

Wo ist die Kultur in Von der Leyens neuer Kommission?

Unmittelbar nach der Vorstellung der LIste der neuen EU-Kommissare am 11. September erklärte Culture Action Europe: „Innerhalb der 26 Titel, die die Kommissionspräsidentin vorgeschlagen hat, ist die Kultur als solche verschwunden. Von der Leyen will die Kommissarin Mariya Gabriel, ehemalig zuständig für Digitalisierung, mit der Generaldirektion Forschung und Innovation sowie der Generaldirektion Bildung, Jugend, Sport und Kultur beauftragen. Weder Kultur noch Forschung und Lehre findet sich im Titel ihres neuen Ressorts ‚Innovation und Jugend‘ wieder.“

„Ich selbst und der gesamte Kultursektor sind sehr besorgt über die latente Herabstufung der Kultur“ erklärte Robert Manchin, Präsident von Culture Action Europe.

Culture Action Europe setzt sich seit über einem Jahr und besonders im Umfeld der Europawahlen mit einer Kampagne dafür ein, die Kultur in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte und Entscheidungsfindung zu stellen und die Einbeziehung des  Beitrags der Kultur zu den verschiedenen Politikbereichen zu fordern.

CAE fordert mit einem offenen Brief und einer online petition die Rückkehr der Kultur in die Ressorts der Kommission.