„Culture Crops – Cultural Practices in Non-Urban Territories“ Culture Action Europe Konferenz

Vom 23. – 26. Oktober 2019 fand an der deutsch-schweizerischen Grenze in Konstanz und in Kreuzlingen die Culture Action Europe Jahreskonferenz „Culture Crops – Cultural Practices in Non-Urban Territories“ statt. 170 Teilnehmer*innen aus ganz Europa debattierten über Kulturarbeit im ländlichen Raum und in der so genannten Peripherie: Wo beginnt und wo endet das Ländliche? Wie ist die künstlerische und kulturelle Arbeit in Randgebieten organisiert? Welche Diskrepanz besteht zwischen einer städtischen Vision des Ländlichen und der ländlichen Realität heutzutage? Hier finden Sie das umfangreiche Programm der Konferenz (auf Englisch).

Das ungewöhnliche Format mit gemeinsamen Wanderungen und Fahrten zu Kulturorten in Konstanz und Kreuzlingen und in die Umgebung – so zum Beispiel Kunstraum Kreuzlingen, Stadtbibliothek und Stadttheater Konstanz, Kartause Ittingen, Transitorisches Museum zu Pfyn, Haus zur Glocke u.v.w. – förderte den Austausch unter den Teilnehmer*innen besonders gut. Direkt im Anschluss an die jeweiligen Besuche diskutierten die lokalen Kultur-Gastgeber*innen mit ganz vergleichbaren Projekten aus anderen Regionen Europas ihre Herausforderungen in der täglichen Arbeit, sowie ihre Fragen und Wünsche an die politischen Akteure in der Europäischen Union. In einer „Project-Agora“ präsentierten sich darüber hinaus 26 weitere Projekte aus dem ländlichen Raum Europas.

Dem Abschlusspanel der Konferenz gaben die Teilnehmer*innen aus ihren Gesprächen und Workshops bereits einige Thesen mit:

  • Die Stimme des ländlichen Raums sollte auf EU-Ebene mehr gehört werden und vertreten sein. Gleichzeitig braucht es einen stärkeren Austausch des Kultursektors mit dazu bereits existierenden Gremien und Organen, wie zum Beispiel dem Europäischen Ausschuss der Regionen.
  • Zwischen EU-Kulturpolitik bzw. den entsprechenden Programmen einerseits und den einzelnen Strängen der EU-Kohäsionspolitik andererseits müssen stärkere Verbindungen geschaffen werden, um neue Querschnittsmaßnahmen zu entwickeln.
  • Um nachhaltige Gemeinschaften in nicht-städtischen Gebieten zu fördern und zu unterstützen, sollten kulturelle Praktiken einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen (territorial, kulturell, menschlich, wirtschaftlich), der die Autonomie der Gemeinschaft berücksichtigt, Motivation und Selbstermächtigung fördert, und sich der lokalen Werte vor Ort bewusst ist.
  • Dafür muss auch die EU-Kulturpolitik hinsichtlich ihrer Zugangsvoraussetzungen angepasst und breiter aufgestellt werden, wie zum Beispiel bei der Skalierung von Programmen, den Evaluationskriterien, dem Aufbau von Kapazitäten und bei einzelnen Schritten im Antragsprozess. Nur so können die Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen und der Rückstand der am stärksten benachteiligten – meist ländlichen – Gebiete verringert werden und so wird ein wirtschaftlicher, sozialer und territorialer Zusammenhalt gefördert, wie es auch das Ziel der EU-Kohäsionspolitik ist.
  • Wir wollen, dass es unter ländlichen Gebieten in Europa einfacher ist, sich auszutauschen, Verbindungen zu suchen, Informationen zu finden und auch kulturelle und kreative Praktiken zu teilen. Dazu gehört das Sammeln von Wissen und Daten, die Erhaltung und Weitergabe von traditionellem Know-how, die Entwicklung von transsektoralen und langfristigen Maßnahmen und die Ermöglichung einer Handlungsfähigkeit bottom-up: von lokal zu global.

Diese Thesen und weitere Konferenzergebnisse werden in den nächsten Wochen in ein Forderungspapier von Culture Action Europe eingearbeitet und zusammen mit der Dokumentation der Konferenz auf der Website von Culture Action Europe veröffentlicht.