Mit einem Symposium unter dem Titel „Art and War“ setzte die International Association of Art (IAA) Europe am 17. Oktober 2024 in Vilnius das Kunstschaffen in Kriegszeiten auf die Agenda.
Die Veranstaltung wurde organisiert von der IAA Europe in Kooperation mit der Lithuanian Association of Art Creators und der Lithuanian Artists’ Association und brachte über 40 Künstler*innenverbände aus Europa zusammen. Am Vortag fand vor Ort die Generalversammlung der IAA Europe statt.
Der Direktor der litauischen Nationalgalerie Dr. Arūnas Gelūnas berichtete als Co-Gastgeber zur Konferenz-Eröffnung von der Arbeit litauischer Kulturinstitutionen seit Beginn des Krieges in der Ukraine. Vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte wird dieser Krieg von den baltischen Staaten als besonders bedrohlich wahrgenommen. Aus dem Publikum wurde betont, dass eine transnationale Solidarität gerade heute eine wichtige Gegenbewegung zu (neu entstehenden) Nationalismen bewirken kann.
Prof. Dr. Gintautas Mažeikis hob hervor, wie Künstler*innen mit „Anti-War Poetry“ und performativen Aktionen der Legitimierung von Kriegen entgegensteuern, insbesondere, wenn es um die Instrumentalisierung von Religion zu diesen Zwecken geht.
Der Künstler Mindaugas Lukošaitis gab eine beeindruckende Präsentation seiner Arbeit vor dem Hintergrund persönlicher Kriegserfahrungen: Wie wandeln sich Grauzonen der eigenen Einschätzung angesichts von Gewalt und Zerstörung in schwarz-weiß Schemata? Wie funktioniert Propaganda? Gleichzeitig auch: die ästhetische Auseinandersetzung mit Krieg und Tod. Kunst als eine Form der Kontemplation.
Anschließend stellte Teemu Mäki, Präsident der IAA Europe, acht Thesen zur Kunst in Zeiten des Krieges zur Diskussion: „Art in wartime: Who needs it and for what?“. Gedanken zur bildenden Kunst im Kontext der Poetik sowie die Praxis der aktivistischen Kunst kamen im folgenden Austausch zur Sprache.
Der dokumentarische Film der Künstlerin Tetiana Chornaueogte zeigte einen Ausschnitt der aktuellen Lebens- und Arbeitssituation von bildenden Künstler*innen in der Ukraine.
Der abschließende Vortrag von Anjalika Sajar, eine Hälfte der Otolith Group aus dem UK, lenkte die Aufmerksamkeit auf Kriege in anderen Regionen der Welt. Der schmerzhafte Verlust kultureller Identitäten durch Kriege, aber auch andere langanhaltende(re) Mechanismen der Unterdrückung und physischen Gewalt waren Gegenstand der Diskussionen.
Auf der Generalversammlung der IAA Europe am Vortag stellte das Exekutivkomitee seine aktuellen Schwerpunkte vor. Dazu gehört weiterhin die Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Arbeitsbedingungen für bildende Künstler*innen, gefördert durch den Informationsaustausch innerhalb der IAA Europe und das gemeinsame Agieren auf europäischer Ebene.
Ebenso bleibt es Ziel, die künstlerische Freiheit in Europa und im transkontinentalen Austausch zu stärken. Auch hier bietet die innereuropäische Vernetzung Möglichkeiten der Unterstützung und der gemeinsamen Entwicklung von Positionen.
Weitere Informationen auf der Website der IAA Europe.